Festland e.V. Klein Leppin
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Klein Leppin: Operndorf der Prignitz
(26. 06. 2012)Artikel im Prignitzer, vom 26.06.2012
Sollte die Nachtigall an diesem Samstagabend in Klein Leppin ihren schluchzenden Gesang anstimmen, erschallt er ungehört. Auf der Opernbühne vor dem Schweinestall haben soeben Mitglieder des Rundfunk-Sinfonieorchesters die ersten Takte für den "Wildschütz" von Albert Lortzing intoniert. Die komische Oper in drei Akten nimmt ihren Lauf.
Der Nachtigallgesang zu abendlicher Stunde und die Schafe sind für die Künstler, die hier zwei Wochen lang für das Opernereignis in Klein Leppin geprobt haben, der Inbegriff der Idylle. "Es ist für uns wie eine Landpartie, wunderbares Arbeiten in einer ungewöhnlichen Kulisse", sagt Ezra Jung. Der junge Mann beendete sein Studium in Berlin und Leipzig, hat ein Engagement als Chorsolist an der Komischen Oper Berlin in der Tasche. Auf der Bühne in Klein Leppin verkörpert er den Schulmeister Baculus, der - getrieben von seiner Verlobten Gretchen (Katharina Schrade) - ein Reh des Grafen schießt und deshalb aus dem Schuldienst entlassen wird. Gretchen soll nun beim Grafen um Verzeihung bitten, später ein Student, der in Wirklichkeit aber eine verkleidete Baronin ist.
So wie die Solisten aus der Hauptstadt das Besondere dieser Open-Air-Aufführung in dem kleinen Prignitzer Dorf genießen, genießen die vielen Gäste - auch zahlreiche Hauptstädter sind unter ihnen - Oper auf dem Dorf, gemeinsam in Szene gesetzt von einem Dorf mit Profis aus der Hauptstadt.
Die Fäden hält Christina Tast als Vorsitzende des in Klein Leppin beheimateten Festland-Vereins in den Händen. An die 100 Mitwirkende hat der Verein für die beiden Aufführungen am Wochenende auf die Bühne gebracht, an die 50 Händepaare sorgen hinter den Kulissen dafür, dass das komische Verwirrspiel zu einer viel beklatschen und begeistert gelobten Aufführung gelingt. "Wir arbeiten nicht nur das gesamte Jahr auf unsere Aufführungen hin, sondern freuen uns auch das ganze Jahr darauf", sagt Christina Tast. Einmal in jedem Jahr wird Klein Leppin für ein Wochenende zur Opernhauptstadt der Prignitz. In jedem Jahr ist die Aufführung besonders. In diesem Jahr sind die Künstler mit ihrer Inszenierung wieder vor das Haus, einen ehemaligen Schweinestall, gezogen. Eine Entscheidung, die neben künstlerischen Aspekten auch den Vorteil hat, dass es mehr Plätze als im Innern des Gebäudes gibt. Denn so ein Opernwochenende muss bei aller Liebe zur Kunst auch wirtschaftlich zu händeln sein.
Das Opern-Ensemble: Solisten
Unter der musikalischen Leitung von Steffen Tast und in der Regie von Mira Ebert singen und spielen als Solisten Michael Rapke (Graf von Eberbach), Adele Litz (Gräfin), Rui dos Santos (Baron Kronthal) Jardena Flückiger (Baronin Freimann), Ezra Jung (Baculus), Katharina Schrade (Gretchen), Carolin Löffler (Nanette) und Rowan Blockey (Pancratius).
"FestLand" aus Klein Leppin Verein des Jahres
(05. 12. 2011)Der Verein FestLand e. V. aus Klein Leppin hat sich beim Unternehmer-Preis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) für Brandenburg in der Kategorie "Verein des Jahres" durchgesetzt. Der Preis wurde in Potsdam durch den Geschäftsführenden Präsidenten des OSV, Claus Friedrich Holtmann (im Bild links), und den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Prignitz, Wilfried von Bieren, an die Vereinsvorsitzende Christina Tast verliehen.
FestLand e.V. ist ein überaus engagierter Kulturverein, der die große Oper in das kleine 70 Seelen-Dorf Klein Leppin bringt. "Dorf macht Oper" steht neben vielen anderen größeren und kleineren Kulturprojekten für unkonventionelles Musiktheater auf dem Lande. Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Dörfern, der "Klein Leppiner Opernchor" und Gesangsprofis, Berufsmusiker und Schauspieler musizieren miteinander und gestalten Opernaufführungen - große Werke, wie die Zauberflöte, den Freischütz, King Arthur oder auch Orpheus und Eurydike. Ein umgebauter Schweinestall dient als Festspielhaus. Dabei entsteht alles, vom Bühnenbild bis zu den Kostümen und dem Catering, in Eigenarbeit.
Der Verein stärkt die Identifikation der Klein Leppiner mit ihrer Heimat. Ganz nebenbei bringt er jungen Menschen klassische Musik näher. 2003 wurde der Verein gegründet, er hat 35 Mitglieder und eine Menge engagierter Jugendlicher in seinem Fanclub.
UMJUBELTE OPERNAUFFÜHRUNG
(21. 06. 2011)Prignitzer, den 19. Juni 2011 | 22:00 Uhr | von Birgit Hamann
Engelsgleich schweben ihre Stimmen durchs Festspielhaus: Die Sopranistinnen Amelie Müller (r.) und Birgit Bockler (l. daneben) in einer Opernszene.Birgit Hamann
KLEIN LEPPIN - Ein Wagnis erhielt am Ende frenetische Ovationen: Am Wochenende wurde unter Regie des Festland e. V. die selten gezeigte Schauspieloper "King Arthur" in Klein Leppin aufgeführt. Insgesamt kamen knapp 1000 Opernfreunde in das kleine Dorf in der Gemeinde Plattenburg, wo Samstag und Sonntag drei Vorstellungen sowie am Freitagabend die öffentliche Generalprobe stattfanden.
"Dorf macht Oper" - das Konzept ging zum wiederholten Male auf. Unter den rund 120 Akteuren befanden sich zahlreiche Prignitzer. Professionelle Sänger und Darsteller agierten Seite an Seite mit Laien, Unterschiede waren kaum spürbar. "Eine gelungene Sache", schätzte Steffen Tast als musikalischer Leiter die Premiere am Sonnabendnachmittag ein. Unterstützt wurde der einfallsreiche Bühnenaufbau von Bewohnern aus Klein Leppin und Umgebung, sie steuerten alte Tische sowie Spiegel für die Ausstattung bei.
Nach den Aufführungen von "Romeo & Julia", "Freischütz", "Karneval der Tiere", "Sommernachtstraum", "Zauberflöte" und "Orpheus und Eurydike" wagte man sich mit "King Arthur" an etwas ganz Neues heran. Das Stück ist keine Oper im klassischen Sinne, sondern changiert zwischen Schauspiel und Gesang. Die Schauspieler präsentierten ihren Part auf Deutsch. Der Gesang hingegen sei nicht so ohne Weiteres ins Deutsche übertragbar, bliebe daher englisch, so Steffen Tast. Durch das deutschsprachige Libretto jedoch konnten die Zuschauer die Handlung gut verfolgen.
Das Projekt "Dorf macht Oper" wurde in diesem Jahr mit dem Titel "Ausgewählter Ort" im Land der Ideen geehrt. Seit 2006 wählt eine Expertenjury alljährlich 365 besondere Orte aus tausenden deutschen Bewerbern aus. Erstmals wird dieses Jahr in den sechs Wettbewerbskategorien - Wirtschaft, Wissenschaft, Umwelt, Kultur, Bildung und Gesellschaft - jeweils ein Bundessieger geehrt. Zusätzlich können alle Deutschen seit März online einen Publikumssieger wählen. Der rbb war am Wochenende für Dreharbeiten zu Gast. Der halbstündige Film über "Dorf macht Oper" soll am 23. Juli um 18.30 Uhr ausgestrahlt werden.
Nach den Opernaufführungen am Wochenende visiert der Festland e. V. bereits neue Ziele an, wie Vereinsvorsitzende Christina Tast informierte. In der letzten Sommerferienwoche gibt es den Auftakt zu einer Musiktheaterwerkstatt. Das gemeinsame Projekt mit der Kreismusikschule Prignitz erstrecke sich über ein bis zwei Jahre, spreche Kinder und Jugendliche an, so Tast. Komponieren, Gestalten, ein Bühnenbild bauen - am Ende stehe eine Aufführung, umschreibt Christina Tast das Ziel. 20 bis 30 junge Leute können sich in der Musiktheaterwerkstatt ausprobieren.